Liebe LehrerInnen, liebe alle, die mit Jugendlichen arbeiten,
leider kenn ich Euch fast nicht. Doch ich hoffe so auf Euch, wünsche Euch so viel Gutes, ich schicke Euch die absolut wunderbare, unbedingt jugendfreie Freewriting-Methode.
Liebe Schreibende, als ich in die Schule ging, war die österreichische Schule noch im 19. Jahrhundert. Ich als leichte Legasthenikerin wurde vom rechtschreibfehler-gierigen Rotstift geplagt. Doch ich war eine Vielleserin und mein Vater sagte immer sehr gelassen zu den Rotstift-Lehrherrn und -damen: „Judith liest sehr viel. Sie wird die Rechtschreibung schon noch lernen.“ Und so schrieb ich dennoch weiter ins Maul der Fehlersucher hinein. Von „freiem Schreiben“, einfach nur zum Spaß, von „Poetry Slams“ und schulischen Dichter-Clubs hörte ich erst als meine Jugend längst vorüber war.
Doch es gibt sie immer noch diese totale Fehlerkultur, die Angst vor dem Schreiben. Sie verfolgt SchülerInnen und LehrerInnen gleichermaßen. Ja, mit E-Mail und Facebook hat Schreiben was Cooles gewonnen, aber wird dieser neue Schreibfluss in der Schule genutzt?
Manchmal schon. Wenn Leute wie Gundi Haiger auftreten. Mit ihren „kids“ Freewritings machen, jede Woche, mit hohem Adrenalin. Als Gundi, das erste Mal im writers´studio einen Text über ihre Arbeit mit SchülerInnen einer Wiener Hauptschule vorlas, war ich den Tränen nahe. Sie erzählte von einem russischen Schüler, der mündlich mit Deutsch kämpfte und sozial am Rande der Klasse stand. Er hatte Gundi nicht mehr losgelassen bis sie ihn doch noch in die übervolle Schreibgruppe ließ. Gundi beobachtete ihm beim Schreiben, beim „Freewriting“, wie er sich mit einem Mal entspannte, beruhigte, sich etwas gerader aufsetzte und später mit stolzer Stimme einen Text vorlas, der alle in der Klasse die Ohren anlegen ließ.
Freewriting bringt SchülerInnen nicht „nur“ ganz leicht in Schreibfluss. Freewriting in Schulen heißt die gesamte Schreibpädagogik des 19. Jahrhunderst zu verabschieden. Da ist dann Platz für wilde Ideen, ugly Text-ducklings, da gibt es Zeit-Räume, um Texte zu entwickeln und an der eigenen Sprache mit Lust zu arbeiten. Es gibt eine „Response-Gang“, die zusammenhilft und viel Applaus für kleine, polierte Text-Wunder. Freewriting hilft nicht nur beim Schreibenlernen (enorm), es eröffnet gerade auch für Jugendliche Wege, sich selbst besser zu verstehen und Mut für diese Welt zu finden.
So wie es auch der Film „Freedom Writers“ zeigt. Es ist die wahre Geschichte einer Lehrerin in Los Angeles, die Ghetto-Kids mit freiem Schreiben, Journal Writing etc. eine Stimme,nein, viele Stimmen gab, viel Mut, viel Kraft und klare Worte für eine schwierige Welt.
Gundi Haigner macht so was in Wien. Sie hat einen „Master“ von einer New Yorker Uni in „Language & Literacy“, seit 10 Jahren schreibt sie mit SchülerInnen, ihre Klasse gewinnt mittlerweile kleine Literaturpreise, tritt bei Lesungen auf und hat einen Narren am Schreiben gfressn.
Gundis Schreibmappe für SchülerInnen gibt’s seit kurzem zu kaufen: „Freewriting -Schreib dich frei!“ (Bildungsverlag Lemberger). Sie ist wunderschön gestaltet von Rea Schiffer, der writers´studio-Grafikerin und mit witzigen Zeichnungen von SchülerInnen versehen. Die Mappe beinhaltet viele Arbeits- & Infoblätter entlang der 3 Phasen des Schreibens:
Phase 1: In Schreibfluss kommen
Phase 2: Text aufräumen
Phase 3: Textkosmetik und Applaus
Die Mappe ist vielseitig einsetzbar, spannend in ihrer menschen- und fehlerfreundlichen Pädagogik, sie rührt mich, sie macht mich neugierig,…
Wie macht sie, Gundi, denn das nun wirklich mit den „kids“?
Alle Neugierigen lade ich ein, zu Gundis neuem Seminar im writers´studio: „Freewriting für PädagogInnen. Das literarische Skateboard für alle, die mit Jugendlichen arbeiten“ (4 Abende).
„Wild sein, wie soll ich es ihnen sagen, wie?
Sich etwas trauen, wenn einem Leute zuschauen.
Die darauf achten, ob wir Fehler machen.
Uns zeigen, nackt bis auf die Knochen,
Um zu sehen, dass sie uns tragen,
Wenn wir etwas wagen.“
(Gundi Haigner)
Ich freu mich auf Eure Kommentare zum Thema Schreiben in unseren Schulen:
Wer hat gute, wer schlechte Nachrichten?
Wessen Kinder / SchülerInnen schreiben schon Freewritings, dürfen mal frei u drauflosschreiben und auch Fehler machen?
Wessen Tocher will mal Autorin werden, wessen Sohn schreibt Tagebuch?
Auf einen sonnigen Schreibfrühling!
Judith
PS: Wer Gundi als Schreibtrainerin erleben will, kann auch zu unseren Freewriters‘ Monday kommen.
Aktuell im writers´studio:
Restplätze:
Freewriting für PädagogInnen: Das literatische Skateboard für alle, die mit Jugendlichen arbeiten (Start: Mo, 14. März 2011)
Sachbuch schreiben: Von der Buch-Idee zur Publikation (Start: Fr, 25. März 2011)
Gratis Vortag für Studierende:
Mi, 16. März 2011: Jetzt schreib ich! Tipps für die Abschlussarbeit“, 19-20.30 Uhr im NIG, HS 3, Eintritt frei, veranstaltet vom STUDENT POINT. Einfach kommen!
Gratis Infoabende:
Do,10. März: Short Story: Einführung in das literarische Kunsthandwerk
Di, 29. März: Frei geschrieben: Studium abschließen mit Schwung & Strategie
Do, 31. März: Travel Writing: Reiseberichte für Zeitschriften schreiben
Regelmäßige Schreibtermine:
Freewriters´ Monday: Jeden 1. Montag im Monat. Schreibnacht: Jeden 1. Freitag im Monat
Das Jahresprogramm 2010/11 des writers´studio gibt´s auf unserer Website und in unserer gedruckten Zeitung „Writers´ Letter“, den du hier gratis bestellen kannst.