Brief 137: Ich bin Kettenleserin. (Meine aktuellen Buchtipps)

Liebe Schreibende, liebe Lesende!

Ich lese, lese, lese. Ich lese – also bin ich. Lebe. Denke. Verstehe. Empfinde. Ich lese viel. Verschlinge Bücher, eines nach dem anderen. Falle genussvoll in andere Welten, Zeiten, Perspektiven. Kann dabei komplett aus aktuellen Unklarheiten der Welt und meines Lebens aussteigen, loslassen und anderswo einsteigen. Wann ich lese? In Zügen, in der Mittagspause, vor dem Einschlafen abends, jeden Tag. Ich lese auch regelmäßig den „New Yorker“, diese phänomenale und umfangreichen Wochenzeitschrift, die gerade hundertjähriges Bestehen feiert: sehr lange Artikel über Kunst, Kultur, Gesellschaft. Zusätzlich lese ich Bücher, eines nach dem anderen. Ich bin also Kettenleserin.

Jetzt gerade habe ich begonnen Gabriële“ von Anne Berest zu lesen. Die Autorin des großartigen autofiktionalen RomansDie Postkarte“ hat nun gemeinsam mit ihrer Schwester, Claire Berest, einen biografischen Roman über ihre unbekannte Urgroßmutter geschrieben hat: Gabriële Buffet-Picabia, geboren 1881, war Musikerin, Komponistin, Dadaistin und Ehefrau des Malers Francis Picabia. Sie wurde vergessen, nicht nur in der Familie, auch in der Welt.

Dieser biographische Roman schließt gut an das großartige Buch Marseille 1940: Die große Flucht der Literatur“ von Uwe Wittstock an, das ich davor gelesen habe. Eine Bekannte in Berlin hat davon geschwärmt, wie extrem spannend es geschrieben ist. Ich habe auf der Zugfahrt von Berlin nach Wien in einem durch dieses so berührende und weltenöffnende Sachbuch über die hunderten von Autoren und Autorinnen, Künstler und Künstlerinnen, die 1940/41 über Marseille von den Nazis geflüchtet sind, gelesen. Über das großartige „Emergency Rescue Committee“, angeführt von dem jungen Journalisten Varian Fry aus New York und der reichen Aktivistin Mary Jayne Gold aus Chicago. Sie haben mit ihrem Team alles, aber auch wirklich alles, in Bewegung gesetzt, um hunderte Menschen zu retten. Ein Must-Read-Page-Turner! (Siehe dazu auch die wunderbare Netflix-Serie Transatlantic!)

Ich sehe nun eine direkte Verbindung zwischen den Büchern, die ich in letzter Zeit gelesen habe: Vor „Marseille 1940“ las ich Marlene Streeruwitz neuen Roman „Auflösungen: eine österreichische Literatin, Mitte 50, lebt als Vortragende der NYU im Jahr 2024, kurz vor Trumps Wiederwahl, in Manhattan. Schon lange bin ich ein großer Fan von Streeruwitz, ihrer eigenwilligen, prägnanten Sprache, ihrer Weise, sich mit einer Art „Stream of Consciousness“ in die Denk- und Sprechweisen ihrer Protagonistinnen hineinzuversetzen. Radikal weibliche Sichtweisen. Nun auf Amerika, auf ein Leben im Uni-Prekariat, auf die liebenswert schrägen New Yorker, auf weibliches Begehren & Altern in Zeiten von Online-Dating. Und das geliebte New York in Zeiten politisch-gesellschaftlicher Auflösungen.

Für mich ist Marlene Streeruwitz eine neue Virginia Woolf. Dieser Roman kann in der Tradition von „Mrs. Dalloway“ gesehen werden. Virginia Woolfs berühmte Figur Mrs. Dalloway geht durch das London der 1920er Jahre, Streeruwitz Figur durch das Manhattan der 2020er Jahre. Sie gehen beide die Straßen einer Großstadt auf und ab und denken sich in die Weite, in ihre Vergangenheiten und Zukünfte als Frauen ihrer Zeit.  

Vor diesem literarischen Roman, der, wie Streeruwitz in einem Interview sagte, durchaus autobiografische Züge trägt, da sie selbst sehr viel Zeit in New York verbracht hat, las ich ein Memoir. Aber auch dieses bewegt sich – wie die allermeisten Memoirs – zwischen den Genres. Und wieder spielt das Buch zwischen Europa und Amerika:  Die englische Umwelt- und Klimajournalistin Doreen Cunningham beschreibt in „Soundings“* ihre langjährige innige Beziehung zu Grauwalen. Als Forscherin, als Reisende und als alleinerziehende Mutter eines Kleinkindes. Eine Hauptgeschichte des Buches erzählt davon, wie sie in einer schweren Krise mit ihrem zweijährigen Sohn die Küste von Mexiko bis Alaska entlang der Walrouten gereist ist, um Walmütter mit Wal-Babys zu sehen. Dabei erfahren wir wie nebenbei viel über die faszinierenden Grauwale und den schlimmen Zustand der Meere. Der andere Erzählstrang geht an den Anfang ihrer sehr persönliche Beziehung zu Walen der indigenen Bevölkerung Alaskas, mit der Cunningham als junge Journalistin einige Monate im „ewigen“ Eis verbracht hat und sich in einen Inupiaq-Mann verliebt hat. Eine dreifache Love Story also:  Die Liebe zu Walen, einem ungeplanten Kind und einem Mann aus einer anderen Kultur. In Zeiten der Klimakrise. (*Die deutsche Übersetzung heißt Der Gesang in den Meeren.)

Gut, das also ist meine aktuelle Leseliste. Ich kann all diese Bücher sehr empfehlen. Wenn du selbst einen biografischen, literarischen oder autobiografischen Roman oder ein berührend-spannendes schlaues Buch zu einem Sachthema schreiben willst, dann komm in einen unserer Zoom-Lehrgänge:
Passion Writing: Mit Anna Ladurner & Ana Znidar in Kunst, Handwerk & Community des literarischen & autofiktionalen Schreibens eintauchen. Start: Nov. 2025
Memoir Book: Aus ausgewählten Erfahrungen & Erkenntnissen ein literarisch spannendes Buchprojekt entwickeln. Start: Nov. 2025
Schlaue Bücher spannend schreiben! Von der Idee zum publizierten Ratgeber / Know-how-Buch / Lieblingsbuch deiner Zielleser:innen.  Mit Judith Wolfsberger. Start: Februar 2026

Du kannst bei unserem Open House per Zoom kostenlos und unverbindlich in diese Lehrgänge reinschnuppern:
Am Samstag, 20. September bieten wir von 9 bis 18 Uhr Kurzworkshops zur freien Wahl. Am Abend davor, Freitag, 19. September geben wir eine Podiumsdiskussion zu KI & Kreativität.
Am Sonntag nach dem Open House, 21. September, kannst du bei unserem neuen Sunday Morning Write-In kostenlos dabei sein.
(Du kannst dich jetzt schon zu allen drei Teilen des Open House-Wochenendes anmelden!)

Das writers´studio steht an einer Schwelle in eine neue Ära. Wir freuen uns, dass wir – vorwiegend per Zoom** – weiterhin außergewöhnlich sanfte und bestärkende Schreib-Workshops für euch anbieten können. Eure baldigen Anmeldungen für die Lehrgänge und die einzeln buchbaren Workshops helfen uns sehr.

Danke und lest gut!

Judith

**PS: In einem realen Raum in Wien treffen wir uns weiterhin an jedem zweiten Samstag des Monats zum fabelhaften Salon Margareten. Wir freuen uns, dass wir von nun an im „Gretl“ am Einsiedlerplatz 7 (1050 Wien) zu Gast sein dürfen. Kommt einfach vorbei. Start 19 Uhr. Keine Anmeldung nötig. Eintritt frei. Wir starten am Samstag, 13. September mit:

„Neue Schreibdidaktik braucht das Land! Auch die Schulen!“:
Lesung der Mittelschul-Lehrerin und Gründerin der Young Freewriters Gundi Haigner aus ihrem Book-in- Progress: „Die 7 Minuten-Revolution: Freewriting in der Schule“.  Anschließend Podiumsgespräch zu freiem Schreiben und bestärkendem Text-Sharing mit Jugendlichen mit Gundi Haigner, Evi Hammani-Freisleben (Leiterin der Ausbildung zur Schreibtrainer:in – Writing & Empowerment), Julia Simon (Young Freewriters-Trainerin und Lehrerin). Wow!

 

Save the date!

Open House 2025: alles per Zoom, alles kostenlos

  • Fr, 19. Sep: Podiumsgespräch zum Thema „KI & Kreativität“
  • Sa, 20. Sep: Schreib mit uns! Kostenlose Mini-Workshops von 9-18 Uhr
  • So, 21. Sep: Sunday Morning Write-In per Zoom
    Details dazu gibt’s im nächsten Blogmail. Anmeldung schon jetzt möglich!

Aktuell im writers’studio Verein

1. Workshops & Retreats: Restplätze

2. Lehrgänge

  • Lehrgang Passion Writing – in Kunst, Handwerk & Community des literarischen & autofiktionalen Schreibens eintauchen, Start: Jan
  • Lehrgang Memoir Book – Aus ausgewählten Erfahrungen & Erkenntnissen ein literarisch spannendes Buchprojekt entwickeln, Start: Jan
  • Lehrgang Memoir Book II – In Community das eigene Buchprojekt vorantreibe, Start: 8. Nov

3. Kostenlose Zoom-Infoabende

4. Schreibtreffs

  • Sunday Mornig Write-Ins – Schreibtreff jeden 3. Sonntag im Monat, nächster Termin: So, 21. September
  • Salon Margareten – jeden 2. Samstag des Monats > Sa, 13. September. Neu: ab September neue Location: Gretl in 1050 Wien.

Aktuell im Institut für Schreibkompetenz
Für alle Angebote sind Weiterbildungsförderungen möglich!

1. Workshops

2. Lehrgänge

3. Kostenlose Zoom-Infoabende des Instituts