Ich bin doch noch jung, wozu sollte ich ein „Memoir“ schreiben? Leider läßt das Wort „Memoir“ hierzulande an langweilige und langatmige „Memoiren“ denken. Gähn. Doch im englischen Sprachraum ist es ein extrem erfolgreiches modernes Genre. Ein gutes „Memoir“ ist eine sehr fokussierte Geschichte aus dem eigenen Leben, literarisch erzählt, spannend und hilfreich für andere in ähnlichen Lebenssituationen. Es sind Verständigungstexte, die das enge Einzelschicksal und vor allem die – hoffentlich – daraus gewonnenen Wahrheiten und Möglichkeiten zur Diskussion stellen. „Write your truth. Change the world“, sagt Rebecca Walker, die im Mai 2012 erstmals ihr großartiges „Memoir“-Seminar in Österreich hält.
Für mich & mein Leben waren in letzter Zeit zwei „Memoir“-Bücher wichtig, beide geschrieben von „späten“ Müttern über die radikale Erfahrung, wenn ein Kind in das eigene Leben tritt und die bisherige Welt erweitert, verkehrt, in Frage stellt, belebt und ver“liebt“:
Das erste war „Operating Instructions“, der Bestseller von Anne Lammot, die vielen Schreibenden und writers´studio-Fans durch ihr geniales Schreibbuch „Bird by bird“ bekannt ist. Sie beschreibt darin das erste Lebensjahr mit ihrem Sohn. Ich habe Tränen gelacht, war voller Rührung und erfuhr originelle Lösungen für das Leben einer Schreibenden mit einem Säugling… Ein „Memoir“ der Sonderklasse! Ein Buch über ein einziges Jahr mit so dichtem Leben, Denken & Erfahren. Und so gut geschrieben.
Als mein Sohn schon etwas älter war, entdeckte ich das Buch „Baby Love“ von Rebecca Walker. Hier war es weniger Rebeccas Schwangerschaft und Gebären, die sie beschreibt, als ihre erfrischend neuen und schmerzhaft klaren Gedanken, was passiert, wenn wir Töchter der Feministinnen der 1970er Jahre uns schließlich doch – nach all den Warnungen – trauen, ein Kind zu kriegen. Über das Glück, das uns widerfährt und wie wir nicht mehr verstehen, wovor wir Angst hatten und wovor uns Angst gemacht wurde… Ein Verständigungsbuch einer neuen, jetzigen Generation von Müttern, das mich sehr aufwühlte. Rebecca Walker ist die Tochter von Alice Walker („Die Farbe Lila“) und prominente Aktivistin des „3rd wave feminism“. Sie hat bereits mehrere „Memoir“-Bücher publiziert mit ihren 40 und irgendwas Jahren. Ich habe mittlerweile zwei Memoir-Seminare bei ihr besucht und sie dann nach Wien eingeladen: „Write your truth. Change the world!“
Die amerikanische Tradition des „Memoir“ mit seiner starken „Botschaft“ hat seine Wurzeln in Befreiungsbewegungen. Zu den ersten sehr populären Memoirs zählen Bücher von befreiten schwarzen Sklaven! Sie publizierten die Geschichte ihrer abenteuerlichen Flucht und Befreiung, um andere zu motivieren und auf die Zustände der Sklaven hinzuweisen. Also, das „Memoir“ ist weit entfernt von faden Autobiografien über ein „ganzes“ Leben…
Im deutschsprachigen Raum hängt leider über autobiographischem Schreiben eine Wolke der Skepsis. Umso besser die eigenen biographischen Bezüge eines Textes kaschiert sind, desto ehrenvoller wird er eingestuft. Deshalb werden auch „Memoir“-Bücher aus dem Englischen übersetzt als „Belletristik“ verkauft! Wie die „Asche meiner Mutter“ oder mein Lieblingsjugendroman „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“. Wo auch immer die Hintergründe für diese Scheu, ja Panik, liegen, eines ist klar: Der Trend zum autobiographischen Ich in der Literatur einerseits und zur literarischen Qualität autobiographischer Bücher andererseits wird auch vor dem deutschen Buchmarkt nicht Halt machen. Wie immer braucht´s hier ein paar Jahrzehnte länger… ;-) Und dann können unsere Texte bereit sein: ehrlich, frisch, fokussiert, kommunikativ und aufrüttelnd.
Achtung, folgende Möglichkeiten gibt´s im writers´studio sich dem „Memoir“-Genre anzunähern:
1. In meinem brandneuen Seminar Personal Essay schreiben wir kurze autobiographisch motivierte Stellungnahmen, Kommentare etc.
2. Das neue Seminar Memoir Writing mit Ana Znidar: Davor bitte unbedingt das Short Story- Seminar besuchen!
3. The Art of Memoir mit Rebecca Walker herself. Sie kommt erstmals nach Österreich. Achtung Frühbucherpreis nur bis 1. Feb.!
Ich freu mich schon sehr auf die neuen „Memoir“-Texte, die im writers´studio entstehen werden!
Selbst an zwei autobiographischen Texten scheibend verbleibe ich mit schreibmutigen Grüßen!
Judith
PS.: Am Sonntag, 6. November war Anmeldeschluss für unsere Lehrgänge. Wer das Datum übersehen hat und sich noch anmelden will, bitte rasch melden!
Aktuell im writers´studio:
Restplätze:
Frei geschrieben. Studium abschließen mit Schwung & Strategie. Start: Di, 8. Nov. 2011
Personal Essay. Engagierte Stellungnahmen, Editorials & Kommentare schreiben, Start: Di, 15. Nov. 2011
1-jährige Intensiv-Lehrgänge “Writing for your Profession” und „Passion Writing“. Start: Di, 15. Nov. 2011
Writing Professional English. The wonderful new method of improving your English while writing in flow. Start: Do, 17. Nov. 2011
Sachbuch schreiben. Von der Buch-Idee zur Publikation, Start: Fr, 18. Nov. 2011.
Writers´ Tricks: In den Schreibfluss eintauchen & schriftlichen Ausdruck stärken. Start: Sa, 19. Nov. 2011.
Gratis Infoabende:
Mi, 23. Nov., 18 Uhr: Mindwriting zum Jahreswechsel. Wünsche, Ideen & Fokus für 2012 erschreiben. Start: Jänner 2012.
Fr, 2. Dez., 19.30 Uhr: Schreibnacht „Short Story“ zum Schnuppern in das Seminar Short Story – Einführung in das literarische Kunsthandwerk. Start: Jänner 2012. Nur mehr wenige Restplätze!
Mo, 12. Dez., 19 Uhr: Beauty Case. Texte sprachlich stylen ohne ihre natürliche Schönheit zu zerstören. Start: Jänner 2012
Mi, 25. Jänner, 19 Uhr: Flash Fiction (In Englisch), Start: Feb. 2012
Do, 26. Jänner, 19 Uhr: Memoir Writing. Ein autobiographisches Schreibprojekt entwickeln. Mit Ana Znidar. Start: Februar und Juli 2012
Schreibtreffs im writers´studio: Einfach kommen. Keine Anmeldung nötig:
Schreib-Fabrik mit Feedback:Enormer Output & stärkende Rückmeldungen. Jeden ersten Montag im Monat, 18-21 Uhr.
Schreib-Café mit Yoga: Move your ass and your pen will follow. Jeden letzten Donnerstag im Monat, 9-12 Uhr
Schreibnacht: Fun-Workshops für Neugierige & Schreibfans. Jeden 1. Freitag im Monat. Jedes Monat ein anderes Thema, angekündigt auf unserer Website.