Brief 19: Schreib-Reisen mit Ana Znidar

brief19_1Ana Znidar zählt zu den SchreibtrainerInnen, die schon am längsten im writers´studio Seminare halten. Ihr „Short Story“-Seminar ist zum Klassiker und heuer zum totalen Renner geworden. Aus diesem Anlass und weil viele tolle Seminare von Ana, in Wien und an herrlichen Orten im Süden demnächst beginnen, ein Interview mit Ana.

Judith: Heuer haben wir dein Short Story-Seminar in drei Gruppen geführt, weil es so viele Anmeldungen gab. Wie erklärst du dir das?

Ana: Short Story ist der ideale Einstieg in das kreative Schreiben. In dem Workshop schreiben die TeilnehmerInnen mit Anleitung und ganz ohne Druck einen guten ersten Entwurf einer Short Story. Oft stellt sich aber heraus, dass das ein Kapitel eines Romans oder Drehbuchs oder eines umfangreicheren Memoirs ist.

Spielend und wie nebenbei lernen die TeilnehmerInnen die Grundregeln des GUTEN SCHREIBENS: Authentisch, originell und mit Herzblut schreiben, ein fesselnder erster Satz, mit Worten Bilder malen, Spannung aufbauen – das macht ALLEW Texte lebendiger und spannender, ob literarisch, journalistisch, beruflich oder privat.

Der Workshop eignet sich sowohl für Anfänger wie auch für Leute, die schon publiziert haben. Es ist immer wieder faszinierend, den Prozess der Geschichtenentstehung im Workshop zu erleben – das hat definitiv etwas Magisches.

Du bist in Slowenien geboren, in Österreich aufgewachsen und hast in den USA & in Kanada gelebt und studiert. Wie viele Sprachen sprichst du und in wie vielen schreibst du?

Ich spreche aktiv vier Sprachen: Slowenisch, Kroatisch, Deutsch und Englisch. Mehrsprachigkeit ist das, was mich ausmacht – eine Mischung, die jede der Sprachen, die ich verwende, bereichert. Aus diesem ständigen Hin- und Herschalten und manchmal simultan im Kopf Übersetzen entstehen oft neue Wortkombinationen und erfrischende Formulierungen. Bisher habe ich in Slowenisch, Deutsch und Englisch publiziert.

Dein Interesse für „Travel Writing“ scheint logisch, weil du viel reist und in vielen Ländern und Sprachen lebst. Wie schwer ist es über (private) Reisen Magazinartikel zu schreiben und zur Publikation zu verkaufen?

Ich bin 2006 in Montreal darauf gekommen, dass ich von Reiseartikeln leben kann. Nach den ersten 1-2 Publikationen wird es immer leichter. Wie bei allen anderen Schreibprojekten ist das Wichtigste, dran zu bleiben und sich von Absagen nicht entmutigen zu lassen.
Es ist ein guter Einstiegsmarkt, weil ich nicht unbedingt eine lange Publikationsliste vorweisen muss,
bevor ich als Freelancer auf diesem Gebiet ernstgenommen werde. Außerdem boomt das Geschäft mit Reiseartikeln. Es gibt viele neue Reisezeitschriften und viele Publikationen mit Reiseteil. Diese brauchen immer wieder eine frische Stimme, gute Beobachter und gute Geschichten.

Woran schreibst du selbst zur Zeit?

Ich schreibe an einem Reiseartikel über Piran, recherchiere einen Artikel über Minderheiten für ‘die Presse’, habe ein Paar unfertige Geschichten, an denen ich weiterschreiben könnte. An meinem Roman werde ich erst im Sommer wieder weiterschreiben, aber dafür schreibe ich an einem Sachbuch zum Workshop „Travel Writing“, was mir momentan sehr viel Spaß macht.

Du schreibst also ein „How to“-Buch für alle, die über ihre Reisen schreiben wollen. Im Juli 2012 hältst du im writers studio ein Seminar „How to write a how to-arcticle„. Was ist ein „How to“-Artikel? Wer sollte/könnte so was schreiben und was bringt das?

In einem How To-Artikel vermittelt die AutorIn in einigen Schritten ihr Fachwissen (z.B. „Sieben Yoga-Übungen zur inneren Ruhe“ oder „Wie werde ich mein eigener Chef?“). Diese Artikel sind bei LeserInnen sehr beliebt, weil man das Wichtigste auf eine überschaubare, leicht verständliche und merkliche Art erfassen kann.Für die AutorIn ist die Publikation solcher Artikel eine Möglichkeit, sich als ExpertIn auf einem bestimmten Gebiet zu positionieren.
Im Workshop finden wir heraus, auf welchen Gebieten ich Wissen habe, das für andere interessant und hilfreich sein könnte. Wir recherchieren am Markt, um zu bestimmen, welche Zeitschriften für meinen Artikel am geeignetsten sind. Wir schreiben den Artikel dann mit einer bestimmten Zielgruppe vor Augen und nehmen Kontakt auf zu den Zeitschriften.

Du hältst auch viele Seminare und Writers Retreats an inspirierenden Plätzen im Süden ab. Was gibt´s demnächst und für wen eignen sich diese Schreibreisen am besten?

brief19_2Genauso wie ich spüren auch die TeilnehmerInnen meiner Workhsops an wunderschönen Orten die Vorteile, die es für das Schreiben hat, wenn man dem Alltag für ein paar Tage entflieht und ganz in das Schreiben eintauchen kann.Es ist so als ob meine Sinne dadurch aufwachen. Szenenwechsel: aus der Stadt ans Meer, vom Meer in ein grünes Vogelgezwitscher-Paradies, aus diesem Garten in die malerischen Olivenhaine und Weinberge des Chianti-Gebietes.
Es gibt zwei Workshops, die zusätzlich zu den Workshops in Wien auch an diesen Orten stattfinden:

Short Story in Piran
Short Story in der Toskana

Einerseits eignen sich diese malerischen Orte sehr gut fürs Geschichten schreiben und Romane, aber man kann auch gut einen Reiseartikel schreiben, während man einen neuen Ort erkundet:

Travel Writing in Piran

brief19_3Zusätzlich zu den Workshops leite ich sehr gern auch die Writers Retreats: diese eigenen sich für Leute, die an einem existierenden Schreibprojekt weiterschreiben möchten und dafür einen tollen Rahmen suchen.
Die Writers Retreats am Meer und im Grün bieten Austausch mit anderen Schreibenden, Motivation, Tipps für Zielsetzung und Einhaltung der Pläne dann auch im Alltag, Feed-Back-Runde und vor allem VIEL, VIEL SCHREIBZEIT.

Wann hat dein Interesse für Schreiben sich erstmals gezeigt? Und wer oder was hat dich am meisten inspiriert?

Das Interesse für das Schreiben entwickelte sich aus meiner Lesebegeisterung. Als Jugendliche schrieb ich Tagebuch. Zu einer richtigen Sucht wurde das Schreiben aber erst in den Creative Writing Workshops, die ich in den USA (Harvard, Wellesley College und später Concordia University) besuchte.

Zum Schluss: Was gefällt dir am besten an deiner Arbeit im writers studio?

Ich liebe es, mit den TeilnehmerInnen zu überlegen, wie sie ihre Geschichten noch spannender erzählen könnten. Ich liebe es, zu sehen, wenn der Funke über springt und es bei den Teilnehmern ‘click’ macht und sie verstehen, wie sie etwas in ihren Texten „zeigen“ und nicht nur sagen können. Ich liebe die Momente in den Workshops, in denen nichts anderes zu hören ist als die Bewegung der Stifte auf dem Papier…

Danke, Ana, ich wünsch dir viel Spaß und freu mich schon mit dir in Maribor zu schreiben- das lass auch ich mir nicht entgehen!

Aktuell im writers´studio:

Restplätze:
Frei geschrieben: Studium abschließen mit Schwung & Strategie. Start: Di, 17. April
Urban Magic Mindwriting: Ideen schreiben an inspirierenden Plätzen in Wien. Start: Sa, 5. Mai

Infoabende:
Do, 19. April 2012: Social Media Writing: Blogs, Facebook, X-ing & Co. strategisch nutzen.
Mi, 13. Juni 2012: How to write a how-to-article: Eigenes know how als Crashkurs publizieren.
Mi, 13. Juni 2012: Memoir Writing: Ein autobiographisches Schreibprojekt entwickeln.

Schreibtreffs im writers´studio: Einfach kommen. Keine Anmeldung nötig:
Schreib-Fabrik mit Feedback: Enormer Output & stärkende Rückmeldungen. Jeden ersten Montag im Monat, 18-21 Uhr.
Schreib-Café mit Yoga: Move your ass and your pen will follow. Jeden letzten Donnerstag im Monat, 9-12 Uhr
Schreibnacht: Fun-Workshops für Neugierige & Schreibfans. Jeden 1. Freitag im Monat. Jedes Monat ein anderes Thema, angekündigt auf unserer Website.