Liebe SchreiberInnen,
juchey, unser Trainer Marcus Fischer hat den FM4-Kurzgeschichten-Wettbewerb „Wortlaut“ gewonnen. Wir sind mächtig stolz auf ihn. Sein Seminar „Headlines, Titel & Slogans“ startet am 10. November. Es ist ein Zusatzmodul für unseren Lehrgang „Texten in Beruf“, auch als Aufbauseminar buchbar.
Doch jetzt mal zu Marcus selbst: Wie wurde er vom geheimen Jungschriftsteller zum Werbetexter? Und – schwieriger noch- wie kam er dann doch noch wieder zurück zum literarischen Schreiben?
Hier mein Interview mit Marcus Fischer:
Judith: Marcus, du hast in deinen frühen 20er Jahren literarisch sehr viel geschrieben, aber nur für die Lade und mit viel innerem Stress. Wie hat deine Begegnung mit dem writers´studio dein Schreiben verändert?
Marcus: Der Schritt, überhaupt ins writers´studio zu gehen, war für mich extrem wichtig. Weil ich damit zum ersten Mal mit meinen Texten „rausgegangen“ bin und dem Schreiben selbst wieder einen festen Platz in meinem Leben eingeräumt habe. Im writers´studio selbst waren es dann viele kleine Schritte, die mein Schreiben bereichert haben: eine neue Arbeitshaltung (ich war ja immer ein Meister in der Selbstüberforderung), ich lernte mit inneren Saboteuren umzugehen und Schreiben als Prozess vom „dreckigen“ Rohtext bis zur Glanzfassung zu verstehen. Damit sind bei mir schon viele, viele Steine aus dem Weg geräumt worden.
Extrem wichtig war für mich auch die Erfahrung, auf einen Text derartig konstruktives Feedback zu bekommen. Und überhaupt die ganze Atmosphäre im writers´ studio: Kein Neid, keine Konkurrenz, stattdessen wohlwollende Förderung. Am Anfang hab ich dem ja nicht ganz getraut, weil ich dachte, „nur harte Kritik ist gute Kritik“. Aber mit der Zeit hab ich gemerkt, wie produktiv dieser freundliche Umgang mit Texten im Endeffekt ist. Das war eine wahnsinnig wichtige Erfahrung, die mir Mut gemacht und Vertrauen in die eigenen Texte gegeben hat. Außerdem waren der „handwerkliche“ Zugang zum Schreiben und die vielen Inputs sehr inspirierend – z.B. im Short-Story-Seminar von Ana Znidar.
J: Was würdest du jetzt jungen/neuen AutorInnen als wichtigste Strategie raten?
M: 1. Gib dem Schreiben einen festen Platz in deinem Leben. Es ist wie beim Joggen, es kommt nicht auf Riesenetappen an, sondern darauf, dass man´s regelmäßig macht. Dann wird’s Teil deines Lebens. Jeden Tag schreiben und wenn´s nur 15 Minuten sind. Und warte nicht auf die „Inspiration“ – die kommt beim Schreiben. Und 2. Tausche dich aus. Such dir jemanden oder mehrere Menschen, die auch schreiben. Trefft euch, lest euch Texte vor, gebt euch konstruktives – wertschätzendes – Feedback. Dann merkst du, was von deinem Text „rüberkommt“ und was nicht.
J: Nach deinem Germanistik-Studium und dem zeitweiligem Abschied vom literarischen Schreiben bist du Werbetexter geworden. Wie wird man das?
M: Ich hab von einer Freundin erfahren, dass in einer Agentur ein „Texter“ gesucht wird. Ich hatte damals keine Ahnung, was man als Werbetexter macht, aber nachdem ich immer schon gerne geschrieben hatte, wollte ich´s einfach probieren. Und so hab ich dann das Texter-Handwerk gelernt im Laufe der Jahre. Und was den Mythos des kreativen Kopfes angeht – die besten Ideen entstehen meistens im Team. Ansonsten besteht der Texter-Alltag tatsächlich aus Schreiben – Newsletter, Mailings, Websites, Geschäftsberichte, Imagefolder – und da sollte man schon eine Leidenschaft fürs Schreiben mitbringen.
J: Ab November hältst du im writers´ studio das Seminar „Headlines, Titel & Slogans“. Wer glaubst, du könnte das am besten gebrauchen und wofür?
M: Starke Headlines braucht man heute fast in jeder Textsorte. Wir entscheiden in der Regel innerhalb von 1 bis 2 Sekunden, ob wir einen Text lesen oder nicht – egal, ob das ein Newsletter, ein Blogartikel, ein Folder oder ein Buch ist, dessen Titel uns entweder berührt oder kalt lässt. Von daher glaube ich, dass alle, die beruflich schreiben, von dem Seminar profitieren. Ob ich jetzt Pressetexte schreibe, ein Sachbuch herausgebe oder einfach meine Botschaften auf der Website auf den Punkt bringen will – Headlines sind der einfachste Weg, Interesse und Neugierde zu wecken und damit LeserInnen zu gewinnen.
J: Ich liebe gute Buchtitel, das war immer schon ein großes Interesse von mir. Aber ehrlich gesagt, kamen die großartigen Titelideen meist eher zufällig und oft erst nach langer Zeit.
M: Natürlich spielt einem manchmal auch der Zufall in die Hände. Aber darauf kann man sich nicht verlassen. Und man kann dem Zufall durch spielerische Arbeit nachhelfen. Und genau darum geht’s in dem Seminar – ganz unterschiedliche Kreativitätstechniken auszuprobieren, um frei zu werden im Kopf und so zu einem Titel zu kommen, der wirklich passt. Die Arbeit im Team – also in der Seminargruppe – ist auch wichtig, weil gerade die Außenperspektive einem oft weiterhilft – bzw. vor Betriebsblindheit und leeren Kilometern schützt.
J: Welche Methode würdest du jemanden, der einen Titel für ein Buch, einen Artikel oder eine Geschichte sucht, nahelegen?
M: Das kommt sehr stark auf jede/n Einzelne/n und das Projekt an. Manche brauchen Druck, um ins Sprudeln zu kommen, manche genau das Gegenteil. In der Belletristik ist es manchmal besser, anstatt einen Titel zu suchen, der das Thema unter einen Hut bringt, die Geschichte mit einem besonderen Wortradar durchzugehen: Wo „klingelt`s“? Oft sind das die schönsten Titel, auch wenn sie nicht selbsterklärend sind. Ein guter Titel lässt einen Akkord anklingen, zeigt einen Zipfel, der neugierig macht.
J: Namen von Firmen, Produkten oder Projekten sind ja auch so eine Sache…
M:Eine Kollegin im Gründerprogramm hatte eine sehr nette Geschäftsidee, nämlich einen alten Würstelstand in ein Mini-Café umzuwandeln. Sie war auf ihrer Suche nach einem Namen schon ein bissl verzweifelt, weil sie am nächsten Tag die Neonschrift bestellen musste. Auf ihrer Liste mit hunderten Namen war sie mit keinem so richtig glücklich. Zu Recht: Die meisten Namen waren rein beschreibend und keiner transportierte das Süße, Kleine, Putzige des Projekts. Aber ein Firmenname soll ein Gefühl für die Sache transportieren. Ich hab ihr „klitzeklein“ vorgeschlagen – und das ist es geworden: „Café klitzeklein“ – das passt einfach zu der liebevollen Art, mit der sie das Café betreibt. Im Cafe klitzeklein – vor dem Prater Haupteingang – gibt´s übrigens hervorragenden Kaffee und Mehlspeisen.
J: Worauf freust du dich besonders in deinem Headlines-Seminar?
M: Auf`s gemeinsame „Spielen“ und die Ergebnisse der TeilnehmerInnen – die sind nämlich oft unheimlich witzig und gut.
J: Danke! Wir freuen uns schon auf viele Seminare und Geschichten von dir!
Zum Abschluss schick ich Euch noch „Wild campen“, die Kurzgeschichte von Marcus, mit der er beim FM4-Wettbewerb gewonnen hat und die letzten Samstag im STANDARD abgedruckt war.
Auf bald,
Judith
PS: Wer noch eine WAFF-Förderung für einen unserer Lehrgänge „Passion Writing“ und „Texten in Beruf“ beantragen will, bitte rasch dort einen Termin ausmachen.
AKTUELL IM WRITERS´STUDIO
1. Restplätze:
Große Kunst des Überarbeitens literarischer Texte: Start: 17. Okt.
2. Infoabende für Seminare & Lehrgänge:
Sa, 3. Okt., 15 Uhr: Gratis Schnuppertermin für Young Freewriters: Kreatives Schreiben für Jugendliche
Di, 20. Okt., 18 Uhr: Infoabend zu „Frei geschrieben INTERNATIONAL: Stressfreies wissenschaftliches Schreiben in der Fremd-/Zweitsprache Deutsch“.
Mi, 21. Okt., 18 Uhr: Infoabend zu den Lehrgängen „Texten in Beruf“ und „Passion Writing“.
Mi, 4. Nov. 2015, 18 Uhr: Infoabend für alle Seminare aus dem Bereich „Passion Writing” – Collage Dream Writing bis Travel Writing.
Mo, 9. Nov. 2015, 18 Uhr: Infoabend für alle Seminare zu beruflichem Schreiben von Headlines texten bis Sachbuch.
3. writers´studio-Veranstaltungen im Rahmen des Tagebuchtags:
Mindwriting: Das neue Tagebuch, Mi, 4. Nov., 9-12 Uhr
Schreibnacht: Memoir – Geschichten, die nur du schreiben kannst. Fr, 6. Nov. 19.45
Tagebuchschreiben für Jugendliche – Ein Schnupperkurs, Sa, 14. Nov. 15 Uhr
4. Jede Woche ein Schreibtreffs im writers´studio:
Einfach kommen. Keine Anmeldung nötig.
Schreibnacht: Jeden 1. Freitag im Monat.
1-Day Retreat mit Frühstück: Jeden 2. Montag im Monat.
Schreib-Fabrik mit Friendly Feedback: Jeden 3. Montag im Monat.
Schreib-Café mit Easy Yoga: Jeden 4. Donnerstag im Monat.
Fotocredits: writers’studio, Café klitzeklein