Dear writers,
in Arizona ist mir klar geworden, dass es nicht nur die Angst der Schreibenden vor dem leeren Blatt gibt. Es gibt auch, und meist noch tiefer versteckt, die Angst vor der Farbe, dem Pinsel, der Schere, dem Uhu! Endlich kapiere ich: „Visual Diary“ oder „Sketchbook“ und auch „Malen“ oder „Zeichnen“ sind, so denke ich, für viele Angstwörter. Ähnlich wie „Gedicht schreiben“ oder „Goethe“.
Als ich im Februar am „Women´s Writing Circle“ von Kathleen Adams in einem phantastischen „Desert Garden“ am Rande von Phoenix teilgenommen habe, hab ich – ohne es zu beabsichtigen oder bemerken – diese Runde von vielschreibenden Frauen („Journal Writing“) zum Pinsel gebracht. Wie?
Beim Schluss-Feedback schrieb mir die
Teilnehmerin Cathy aus Alaska auf einem Zettel in meine Mailbox (ein Kuvert, das jede vorbereitet hatte für Briefchen der anderen!):
„What a special treat it was that you shared your process with us through revealing your small journal and its lovely artful soul! It instantly inspired me to incorporate my art with my words – to grab my watercolors without fear of not being a „real“ artist myself!“
„Kay“, so der Kurzname der glorreichen Leiterin dieses Retreats, Autorin und Gründerin des Instituts Center for Journal Therapy K. Adams, hatte am ersten Seminartag jeder Teilnehmerin auf den Platz ein buntes Papiersäckchen mit Materialien gestellt. Darin befanden sich eine Schere, ein Klebestift, Ausschnitte aus Zeitschriften zum Einkleben, Glassteine zum Bekleben und ein ausgedrucktes Gedicht. Auf einem Tisch bei diesem „Journal Writing Circle“ für Frauen warteten Aquarellfarben, Ölkreiden, Pinsel, Wasserbecher, viele Stöße Zeitschriften, Ansichtskarten, Washi-Bänder etc. Da kitzelte es mich – Visual Diary-Liebhaberin und -Aktivistin – schon zwischen den Fingern!
Während K. sprach und sich danach alle vorstellten, begann ich schon für mein winziges mitgebrachtes Reisenotizbuch Bilder ausschneiden und einzukleben. Schließlich stand ich leise auf, holte mir die Aquarellfarben und tauchte den Pinsel ein und ließ satte Farben über meine Seiten rinnen, während ich sehr genau zuhörte, was die anderen Frauen erzählten über ihre Lebensreise, die sie an diesem Tag hierher in diese Frauenrunde in der winterlich kühlen Wüste gebracht hatte. Manche ihrer Formulierungen schrieb ich auf meine bunten Journal-Seiten. Durch das Spiel mit Farben und Materialien konnte ich sogar besser zuhören. Das erklärte ich K. und den Teilnehmerinnen, als ich dran war und sie verstanden mich, ließen mich, nickten mir aufmunternd zu. Ein bisschen aufmüpfig fühlte ich mich schon als ich all die Seminartage während des Zuhörens Seiten gestaltete und dann sogleich mit den coolen Schreibübungen füllte. Aber ich war ja in Amerika, in der Wüste, in der warmen Freundlichkeit und Herzlichkeit dieses „Women´s Writing Circles“. Irgendwann sagte K. zu mir: „Judith, could you maybe show the others a little bit your pages… and talk about your process?“
Das tat ich. Gern. Zeigte in meinem kleinen Reise-„Tagebuch“ die wässrig-abstrakten Aquarellhintergründe in Wüstenfarben, die ich in der ersten Woche meiner Arizona-Reise angefertigt hatte, zumeist in den sehr frühen Morgenstunden ob des Jetlags. Ich erzählte von meinen Aha-Erlebnissen mit Aquarell und Schnipseln aus Tourismusprospekten, dem Spiel mit Washibändern. Alle schauten und staunten und freuten sich. Und ich war auf einmal, das erste Mal in meinem Leben, so was wie eine Trainerin, a teacher, a mentor, a workshop facilitator in Amerika. Wie schön!
Zum Abschied gab es Tränen und so viel Dankeschön von allen für alle, für diesen speziellen „Women´s Wirting Circle“ im „Desert Garden“. Mehrere Frauen sagten zu mir, dass sie sich gleich zu Hause ein Notizbuch mit dickerem, aber glatten Papier kaufen würden, ihre Wasser- bzw. Aquarellfarben entstauben und inspiriert und frei den Pinsel eintunken würden. „Du hast mir die Angst genommen“, sagten viele. Zwei Frauen vom „Circle“ schickten mir in den nächsten Tagen per Mail Fotos von ihren Farbkästen und Visual Diary-Seiten und schrieben mir ins eiskalte Wien:
„Dear Judith,
Inspired by your unique journaling techniques, Tess and I bought watercolors and notebooks and started right away. It was so wonderful to meet you and be in the presence of your creativity.
Love,Dawn and Tess“
Ich fühlte mich ebenso reich beschenkt: mit – wieder einmal – so unendlich viel amerikanischer Ermutigung und Bestärkung und mit der weiblichen Weisheit der „elder wiser women“ rund um mich. (Die meisten waren über 60 Jahre alt und das tat mir echt gut!). Auch beschenkt durch die berührenden Geschichten aus dem Leben dieser Frauen und ihrer „relentness kindness“. Die trag ich in mir, die trägt mich weit.
Wer hat Lust beim „Visual Diary“-Seminar (Start nächste Woche!) mitzumachen? Es sind noch ein paar Plätze frei. Ebenso bei Johannas genialem „Collage Dream Writing“ zu Ostern. Oder bei Birgits „Journal to the self“ nach K. Adams.
Happy spring!
Judith
PS: Mein neues Buch „Schafft euch Schreibräume!“ ist gut angekommen. Einen Bericht zur Buchpräsentation mit Fotos findet ihr auf meinem neuen Buch-Blog, www.virginias-vision.com. Ich danke euch für die Glückwünsche.
PPS: Achtung, ich habe in meinem letzten Blog-Mail das Datum für die Buchpräsentation in Frankfurt a.O. irrtümlich FALSCH angeführt. Richtig ist: Mi, 30. Mai 2018, 17 Uhr
AKTUELL IM WRITERS´STUDIO
1. Restplätze
Visual Diary – Tagebuchschreiben vertiefen durch Kritzeln, Malen, Kleben & Doodlen. Start: Fr, 23. März
Collage Dream Writing – Mit Schnipseln aus Zeitschriften ins Unbewusste eintauchen, Geschichten aus der Tiefe schreiben. Start: Fr, 30. März
Kinder- und Jugendbuch – Geschichten für Kinder & Jugendliche verstehen, konzipieren & schreiben, Start: Sa, 21. April
Memoir Writing: Ein autobiographisches Buchprojekt entwickeln, Start: Sa, 28. April
Frei Geschrieben Semesterkurs– Studium abschließen mit Schwung & Strategie. Mit neuen Methoden wissenschaftliches Schreiben knacken. Start: Di, 17. April
Wie Ihr Know-how Sie bekannt macht – Ein Buch über mein Know-How schreiben! Von der Idee zur Sachbuch-Publikation, Start: Fr, 20. April (Voraussetzung: abgeschlossenes Writers‘ Tricks-Seminar oder Einzelcoaching)
Geniale Textbausteine für Facebook, Blogs & Co: Ideenfindung und Schreibprozesse für Social Media, Start: Di, 7. Mai
2. NEU!
Schreibwerk für SchülerInnen: VWA- Schreibtreffs & VWA-Summer–Bootcamp , Start: September 2018
Create Shared Writing Spaces & Writing Groups! Schreibtreffs, Feedbackrunden, Writers´Retreats für private, institutionelle und berufliche Zwecke, Start: 28. September
Seminarpakete aus „Texten im Beruf“: 3 Seminare zum Sonderpreis. Mehr Infos gibt’s hier am Infoblatt oder im Blogmail „Brief 62“!
The Language of Dreams: Poetry of the Soul:Capturing dreams through poetry and collage mit Victoria Rabinowe aus Santa Fe (Kurssprache Englisch), Start: Fr, 5. Oktober
3. Kostenlose Infoabende
Mi 25. April 2018, 18 Uhr: zum Lehrgang SchreibtrainerIn werden
Mi, 25. April 2018 19 Uhr: zu den VWA Workshops
Do, 17. Mai 2018 18 Uhr: zu allen Seminaren aus dem Bereich Passion Writing
Do, 24. Mai 2018 19 Uhr: zu den VWA Workshops
Do, 7. Juni 2018, 18 Uhr: zum Lehrgang SchreibtrainerIn werden (TIP)
Fr, 15. Juni 2018 17 Uhr: zu den Intensiv-Lehrgängen „Passion Writing“ und „Texten im Beruf“
4. Jede Woche ein Schreibtreff im writers´studio:
Schreibnacht: Jeden 1. Freitag im Monat.
1-Day Retreat mit Frühstück: Jeden 2. Montag im Monat.
Schreib-Fabrik mit Friendly Feedback: Jeden 3. Montag im Monat.
Schreib-Café mit Easy Yoga: Jeden 4. Donnerstag im Monat.
Schreibsonntag: 1 x im Quartal, nächster Termin: 25. März
Copyright Fotos: Judith Wolfsberger