Liebe Schreibende!
kennt Ihr Amelie Nothomb? Ich habe von kaum einer Autorin so viel gelesen! Seit Jahrzehnten. Die belgische Autorin, geb. 1967, publiziert circa 1 x pro Jahr einen kurzen Roman, meist maximal 130 Seiten. Die Bücher lesen sich im Nu, sind frisch, frech und frei. Viele ihrer Romane sind stark autobiographisch geprägt, manche gar nicht. In der langen Serie der Bücher von Amelie Nothomb gab es immer wieder echte Überraschungen. So nun auch ihr letztes, soeben erschienenes Buch, „Psychopompos“. Wow!
Es ist ein kurzes-knackiges-kluges Memoir über ihre Entwicklung hin zum Schreiben, mit sehr radikalen Thesen und Stories. Amelie Nothomb ist als Tochter eines belgischen Diplomaten in Japan geboren und in China, Bangladesch, New York etc. aufgewachsen. Berühmt und international übersetzt wurde sie mit ihrem Roman über ihre Zeit als Praktikantin in einer großen Japanischen Corporate Firma. Die Protagonistin scheitert unentwegt und wird in der Hierarchie der Firma so lange hinuntergestuft bis sie Klofrau ist: „Mit Staunen und Zittern“. Genial. Japan war und bleibt Amelies große – widersprüchliche – Liebe, sie ist immer wieder dorthin zurückgekehrt. Ihre Bücher über ihre Kindheit in Japan („Metaphysik der Röhren“ und „Eine heitere Wehmut“), ihre Zeit als junge Frau in Japan (z.B. „Der japanische Verlobte“ u.a.) habe ich verschlungen. Auch ihr Roman über sie als „kriegerisches“, Rad fahrendes Mädchen in einem Diplomatenviertel in Peking („Liebessabotage“). Doch mir scheint, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wurden Amelie Nothoms Bücher ehrlicher, gingen an den wahren Kern. Der Ironie und dem scharfen Witz der frühen Romane folgte eine kluge und sprachlich gekonnte Wahrhaftigkeit (z.B. „Biographie des Hungers“). Und nun das:
In „Psychopompos“ beschreibt Amelie Nothomb ihre Faszination für Vögel seit Kindheitstagen, das Gezwitscher, die Gesänge, das Gefieder anders in jedem Land, in dem sie als Diplomatenkind lebte. Das Buch ist ein Schnelldurchgang durch ihr Leben anhand der Vögel, die jeweils eine Rolle spielten. Um dann ihren Absturz zu beschreiben, als Jugendliche in Bangladesch, als sie vergewaltigt wurde. Danach verbrachte sie viele Jahre stumm, magersüchtig, dissoziiert und begann mit etwa 20 Jahren – zurück in Japan! – zu schreiben. Diesen Rausch, diese Erleichterung, dieses Zu-sich-kommen beim Scheiben empfindet sie wie einen Flug, sich selbst als Vogel. Das tägliche Schreiben jeden Tag in der Früh ermöglichte ihr Überleben. Schreiben sei, meint sie, wie ein Vogel, der aus der Höhe steil in die Tiefe stürzt und dann kurz vor einem Aufprall wendet und nach oben schießt. Welch eine schöne Gestalt einer „Inneren Schreiber:in“ – wie ich es in meinem Artikel „Beim Schreiben sind wir nie allein.“ ausgeführt habe (inkl. Anleitung zur Findung/Gestaltung/Benennung einer inneren Schreiber:in). Und welch ein schönes Bespiel für die Vielgestaltigkeit und Notwendigkeit von klugen Memoirs! Wie fantastisch für mich von der bewunderten Autorin nun zu lesen, wie sie zu ihrem Schreiben kam, was es für sie bedeutet und wie sie vorgeht. Und wie unglaublich schräg ihre Schreibprozesse sind… Etwa was es heißt, dem Tod, den Geistern von verstorbenen Menschen schreibend nahe zu kommen. Danke, Amelie!
Das writers´studio war eines der ersten Institute im deutschsprachigen Raum, dass sich diesem Genre mit Herz und Hirn angenommen hat und das Memoir als Kunstform im Sinne des angloamerikanischen Zugangs aus der Schmuddelecke geholt hat. In unseren Workshops entstehen so wichtige, berührende, gut lesbare Werke! Also, kommt in unseren Lehrgang Memoir Book: Aus ausgewählten Erfahrungen & Erkenntnissen ein literarisch spannendes Buchprojekt entwickeln. Kostenloser Infoabend schon morgen am Mi, 22. Oktober 2025 um 18 Uhr!
Und kommt auch am Sa, 8. November zum (kostenlosen) Salon Margareten in Wien 5 zu „Memoir Books in Progress – Bücher, die Berge versetzen“. 5 Absolventinnen des Lehrgangs lesen aus ihren Memoirs und sprechen über ihre Schreibprozesse. Ana Znidar und ich werden moderieren und freuen uns auf euch!
Beim Schreiben sind wir nie allein, im writers‘ studio schon gar nicht!
Bis bald
Judith
PS: Bereit für die Workshops der Serie Inky & the Brain – Ideenfindung & Schreibkompetenz für schlaue Köpfe? Am 3. Januar geht’s los mit Magic Mindwriting. Darauf folgen KI sinnvoll für den Schreibprozess nutzen (auch geeignet für lit. Schreibprojekte), Storytelling meets Wissenschaft, Creative Ink Tank & viele weiteren Workshops. Für einige der Seminare ist es notwendig – für alle ideal – davor Writers Tricks besucht zu haben. Check deshalb die nächsten Termine von Writers Tricks und hol dir eine Weiterbildungsförderung für die gewünschten Seminare! Bei Fragen dazu melde dich bei uns! Alle Workshops kannst du natürlich auch einzeln buchen.
PPS: Übrigens: das neue Vereinsjahr hat mit September begonnen: als Mitglied im verein writers’studio kannst du jeden 3. Sonntag des Monats per Zoom an den Sunday Morning-Write-Ins teilnehmen. (Start: 10 Uhr ). Noch kannst du einsteigen und bis Juni 9x die Energie der Gruppe für dein Schreibprojekt nutzen!
Foto von Amelie Nothomb: Éric Garault / © Éric Garault / Pasco & Co
Aktuell im writers’studio Verein
1. Workshops & Retreats: Restplätze
- Writing Retreat in einem venezianischen Palazzo. Start: 20. Nov
- Life Writing – Schreibend erinnern. Start: 3. Jan
- Short Story – Einführung in das literarische Kunsthandwerk. Start: 21. Jan
- Short Story – Einführung in das literarische Kunsthandwerk. Start: 11. Feb
- Life Writing – Schreibend erinnern. Start: 21. März
- Short Story – Einführung in das literarische Kunsthandwerk. Start: 15. Apr
- Life Writing – Schreibend erinnern. Start: 7. Mai
- Autofiktion – Literarische Versuche zwichen Erlebtem und Erfundenem. Start: 30. Mai
- Literarische Spielräume – Perspektive, Sprache & Ton. Start: 2. Juli
- Life Writing – Schreibend erinnern. Start: 27. Aug
- Short Story – Einführung in das literarische Kunsthandwerk. Start: 23. Sep
- Lust und Schmerz – Gefühle von Figuren beschreiben. Start: 26. Sep
2. Lehrgänge
- Lehrgang Passion Writing – in Kunst, Handwerk & Community des literarischen & autofiktionalen Schreibens eintauchen, Start: Jan (nach Writers Tricks)
- Lehrgang Memoir Book – Aus ausgewählten Erfahrungen & Erkenntnissen ein literarisch spannendes Buchprojekt entwickeln, Start: Jan (nach Writers Tricks)
- Lehrgang Memoir Book II – In Community das eigene Buchprojekt vorantreibe, Start: 8. Nov
3. Kostenlose Zoom-Infotermine
- Infoabend zum Lehrgang Memoir Book: Mi, 22. Okt.
- für Beratung zum Lehrgang Passion Writing oder Memoir Book II wende dich einfach direkt ans Büro!
4. Schreibtreffs
- Salon Margareten – jeden 2. Samstag des Monats > Sa, 8. November. Neu: seit September neue Location: Gretl in 1050 Wien.(Kostenfrei)
- Sunday Morning Write-Ins – Schreibtreff jeden 3. Sonntag im Monat, nächster Termin: So, 16. November
Aktuell im Institut für Schreibkompetenz
Für diese Angebote sind Weiterbildungsförderungen möglich:
1. Workshops
- Writers‘ Tricks – In den Schreibfluss eintauchen & schriftlichen Ausdruck stärken. Start: 18. Nov
- Writers‘ Tricks – In den Schreibfluss eintauchen & schriftlichen Ausdruck stärken. Start: 29. Nov
- Magic Mindwriting zum Jahreswechsel. Start: 3. Jan
- Künstliche Intelligenz sinnvoll für den Schreibprozess nutzen (Inky&TheBrain). Start: 17. Feb
- Writers‘ Tricks – In den Schreibfluss eintauchen & schriftlichen Ausdruck stärken. Start: 20. Feb
- Writers‘ Tricks – In den Schreibfluss eintauchen & schriftlichen Ausdruck stärken. Start: 18. März
- Storytelling meets Wissenschaft (Inky&TheBrain). Start: 19. März
- Travel Writing – das Reisen und das Schreiben. Start: 21. März
- Creative Inky Tank (Inky&TheBrain). Start: 14. April
- Our Voices – Our Stories (Inky&TheBrain). Start: 29. April
- Starke Essays, Kommentare und Meinungstexte. Start: 2. Juni
- Writers‘ Tricks – In den Schreibfluss eintauchen & schriftlichen Ausdruck stärken. Start: 9. Juni
- Writers‘ Tricks – In den Schreibfluss eintauchen & schriftlichen Ausdruck stärken. Start: 2. Sep
- Gezielt schreiben mit KI- für Fortgeschrittene (Inky&TheBrain). Start: 15. Sep
- Writers‘ Tricks – In den Schreibfluss eintauchen & schriftlichen Ausdruck stärken. Start: 25. Sep
2. Lehrgänge
- Inky & the Brain – Ideenfindung & Schreibkompetenz Zoom Workshop-Reihe für schlaue Köpfe für Denker:innen, Expert:innen, Aktivist:innen & Wissenschafter:innen ab Januar 26
- Schlaue Bücher spannend schreiben! Von der Idee zum publizierten Ratgeber / Know-how-Buch / Lieblingsbuch deiner Zielleser:innen. Start: 24. Apr (nach Writers Tricks)
3. Kostenlose Zoom-Infotermine des Instituts
- Infoabend zur Workshop-Reihe Inky & the Brain – Ideenfindung & Schreibkompetenz: 6. Nov und 27. Jan
- Infoabend zum Lehrgang Schlaue Bücher spannend schreiben!: 9. Jan, 13. Feb und 6. März
Coole Kurzvideos zu unseren Seminaren & Lehrgängen
Life Writing (Insta / FB / Youtube)
Literarische Spielräume (Insta / FB / Youtube)
Magic Mindwriting (Insta / FB / Youtube)
Short Story (Insta / FB / Youtube)
Starke Essays, Blog- und Meinungstexte (Insta / FB)
Storytelling meets Wissenschaft (Insta / FB / Youtube)
Writers Retreat in Venedig 2025 (Insta / FB / Youtube)
Writers‘ Tricks (Insta / FB / Youtube)
Evi Hammani-Freisleben über Writers‘ Tricks (Insta / FB / Youtube)
Lehrgang Passion Writing (Insta / FB / Youtube)
Lehrgang Memoir Book: über den Memoir Schreibprozess (Insta / FB / Youtube)
Lehrgang Memoir Book: über den Lehrgang (Insta / FB / Youtube)
Lehrgang Schreibtrainer:in werden (Insta / FB / Youtube)
Seminarreihe Inky & the Brain (Insta / FB / Youtube)
Sharing & Responding – eine der großartigsten Ressourcen im Schreibprozess (Insta / FB / Youtube)
Sharing & Responding – wie bestärkendes Text-Feedback wirkt (Insta / FB / Youtube)
Eine Leidenschaft ist etwas, das du mit Begeisterung tust und immer wieder. Immer wieder komme ich in meinem Leben zum Malen, Schreiben, Reisen. Ein Ort, an den ich seit Jahrzehnten reise, ist Venedig. Und zwar im Winter! Oder Spätherbst! Als Studentin in den 90er-Jahren habe ich den täglichen (und günstigen) Nachtzug vom Wiener Südbahnhof nach Venezia Santa Lucia direkt am Canal Grande entdeckt und oft genutzt.
Immer hat es mich inspiriert und verzaubert mit seiner unfassbaren Schönheit, dem Geheimnis seiner verwinkelten Gassen und dem mystischen Herbstnebel in den Kanälen. Wahr ist auch, dass die allererste Idee – entgegen meiner damaligen antiamerikanischen Haltung – einer Einladung nach New York zu folgen, in Venedig zu mir kam! Das war im Januar 1993. Der Rest ist Geschichte. Oder ist die Geschichte, die ich gerade in mein neues Memoir packe. Auch meine Leidenschaft für New York hat mich nie mehr verlassen, und dort wie in Berkeley wurde meine Passion zum Schreiben wachgeküsst.
3. Vom Do, 20. bis So, 23. November halte ich (vermutlich das letzte Mal) ein
PS: Wie ihr wisst, sind wir sehr für das Schreiben mit der Hand, der ureigenen Themen und mit authentischer Voice. Deswegen brauchen wir keine KI zur Generierung fertiger Texte. Kreative Intelligenz statt KI- Phrasen, ist unser Motto. Dennoch, manche KI-Tools können hilfreich sein. Ich z.B. nutze Turbo Scribe, um meine handschriftlichen Rohtexte zu digitalisieren. Dann kann ich sie munter in Word überarbeiten. Irene Steindl hält diesen Herbst einen neuen KI-Workshop für Menschen wie mich, die gerne selbst schreiben, selbst denken und selbst formulieren: Schreiben mit KI für Autor:innen:
Im Februar dieses Jahres, in jenen Tagen, als ich in der kalifornischen Wüste neue Ideen entwickelte, wie es mit dem writers´studio und meinem Schreiben und Lehren weitergeht, ist, so habe ich jetzt erst erfahren, einer meiner größten und wichtigste Lehrer verstorben. Peter Elbow war 89 und starb „surrounded by laughter, stories and love“, wie es im „obiturary“ heißt. Peter Elbow lebt weiter durch seine Bücher, seinen Freewriting-Ansatz, sein Vorbild, seine Inspiration, in tausenden und abertausenden Köpfen und Herzen von Lehrenden und Schreibenden.
Ich habe vor über 20 Jahren Peter Elbows Bücher, v.a. „Writing without Teachers“, „Writing with Power“ und „A Community of Wrtiters/ Being a Writer“ verschlungen, inhaliert, transformiert und mehr als jeden anderen Ansatz zur Basis des writers´studios und meinen Seminaren gemacht:
Feiern wir Peter Elbows Freewriting-Ansatz: Schreibt mit uns beim
Im Juni 2008 durfte ich Peter Elbow persönlich kennenlernen. Ausgerechnet in meinem geliebten Schottland. Er leitete als Auftakt einer Schreib-Konferenz gemeinsam mit Rowena Murray ein Writing Retreat direkt am wunderschönen dunklen See, Loch Lomond. Da stand er, der weise, alte (damals 73-jährige), großgewachsene Mann und strahlte so viel Lebensfreude und Wohlwollen aus. Nie vergesse ich, wie er die Vorstellrunde des Retreats, an dem vorwiegend britische Lehrende im Bereich akademisches Schreiben teilnahmen, so anleitete: „Sag uns nicht, was du alles geleistet hast, was du alles bist. Erzähl uns von einer Sache, die du gerade lernst. Ich zum Beispiel lerne gerade in einem Laien-Barockorchester Violine zu spielen. Es ist so schwer und macht mir gleichzeitig so viel Freude.“ Später sagte er: „Macht nun einen Plan für den Schreibtag, aber seid offen dafür, dass ihr womöglich etwas völlig anderes schreiben werdet.“ So war es dann auch bei mir. Peter Elbow und die Kolleg:innen im Raum, der Blick aus dem Fenster auf die dramatischen, schottischen Berge und den dunklen See, ließen mich eine lange, lange Ballade über mein damaliges Lebensdrama schreiben.
Nach dem Retreat am Loch Lomond war Peter Elbow auf der Konferenz in Glasgow für den letzten Tag als Superstar-Keynote-Speaker eingeplant. Dieser Zeitplan gefiel ihm nicht, so hielt er die erste Hälfte seiner Keynote schon am ersten Tag und sagte: „Ich will doch während der Konferenz mit euch über meine neuen Thesen reden. Bitte kommt in den Pausen zu mir und sagt mir, was ihr darüber denkt.“ Und dann hielt er in diesem großen, vollen Hörsaal der Universität Glasgow frei und ganz ohne PowerPoint eine lockere Rede über seinen neuesten Forschungen zu Umgangssprache und Schreiben. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er sich einfach auf den vordersten Tisch setzte und hunderte Menschen mit seinen Worten fesselte. Der Freewriting-Papa war auch ein großartiger Freisprecher.
Freewriting ist das Herz des writers´studio. Vor vielen Jahren habe ich in einem Kunst-Lehrgang einen Siebdruck gemacht, den viele von euch kennen, weil er später zu unserem Emblem wurde. Das Wort „Free Writer“ steht in Jugendstilschrift über einer Möwe, die über die New Yorker Verezano Bridge schwebt. Nun, nach unserem Auszug aus der Wienzeile, bei dem wir viele Sachen weggeben mussten, möchte ich zwei der gerahmten Originale dieses Siebdrucks (in Gold und Dunkelblau) verkaufen. Melde dich, wenn du Interesse hast.
**Wie passend, dass wir in unserem ersten
Ich lese, lese, lese. Ich lese – also bin ich. Lebe. Denke. Verstehe. Empfinde. Ich lese viel. Verschlinge Bücher, eines nach dem anderen. Falle genussvoll in andere Welten, Zeiten, Perspektiven. Kann dabei komplett aus aktuellen Unklarheiten der Welt und meines Lebens aussteigen, loslassen und anderswo einsteigen. Wann ich lese? In Zügen, in der Mittagspause, vor dem Einschlafen abends, jeden Tag. Ich lese auch regelmäßig den „New Yorker“, diese phänomenale und umfangreichen Wochenzeitschrift, die gerade hundertjähriges Bestehen feiert: sehr lange Artikel über Kunst, Kultur, Gesellschaft. Zusätzlich lese ich Bücher, eines nach dem anderen. Ich bin also Kettenleserin.
Vor 2 Jahren begann einer meiner Briefe übers Schreiben an euch mit „Ich liebe ChatGPT“ (weil es neue Schreibdidaktik in den Schulen bringen wird. Dazu mehr ein andermal). Nun schreibe ich euch: Ich liebe den Sommer in der Stadt. In den Städten! Zum Schreiben! Ja, ich weiß, manche denken da an Flucht, raus in den Wald, an den Strand etc. Ich hingegen fahre im Sommer in Großstädte, um an meinem Buchprojekt weiterzuarbeiten und veranstalte für mich und andere ein Retreat mitten im wunderbar entspannten und vielfältigen Sommer-Wien am Schreibfluss.
Letzten Sommer war ich 2 Wochen in New York, schrieb an Vormittagen in meiner allerliebsten Bibliothek, in der erhabenen
das sind die Tage der Transformation. Wir werden Schreibplätze ändern. Aber Schreibtische zu wechseln, ist durchaus eine altbewährte Strategie großer Autor:innen.
Ich habe auch einige Schreibtische: in meiner Wohnung und
was Textprojekte am stärksten vorantreibt, ist unserer Erfahrung nach: sich gemeinsam mit anderen für einige Tage an einem schönen Ort zum Schreiben und Feedbacken zurückzuziehen. Das gibt Struktur, Zeitplan, Community und ermöglicht, den Alltag für eine Weile hinten anzustellen. Vor allem aber macht es Freude. Und was tut dem Schreiben besser als, wenn es Spaß macht? Anders gesagt: was stört das Schreiben mehr als Angst (vor Noten, Kritik etc.) oder Einsamkeit (Genie allein zu Haus)? Über die Jahrzehnte, wie ich nun schon sagen kann, habe ich erlebt, wie freudvolle Retreats mich und andere in Flow bringen und viele, viele, viele Seiten hervorbringen.
Hier also
2.
3.
Erstmals habe ich ihn in Natalie Goldbergs Jahrhundertbuch „Writing down the bones“ (Schreiben in Cafés) wahrgenommen. Sie beschreibt darin, wie sehr es sie fasziniert und berührt, wenn Menschen das erste Mal in einen Schreibworkshop kommen und das freie Schreiben entdecken. Was da alles aufgeht: das Herz, der Geist, die Kreativität. Auch wir merken das in jedem einzelnen
Diesen Januar habe ich auf meine Jahrescollage das obige Foto geklebt, das ich in einer Lade wiederentdeckt habe. Ich hatte es in der Anfangszeit des writers´studio für Vorträge an der Uni Wien benutzt. In den frühen 2000er Jahren hielt ich Vorträge zum Thema „Diplomarbeit schreiben“, das Feld – innovative Schreiblehre an Unis – war noch ziemlich unbeackert. Viele in meinem Umfeld fragten mich damals: „Wer braucht so etwas überhaupt?“ „Wie soll das gehen?“ Doch ich erlebte jeden Tag in meiner Arbeit, wie offen Studierende, die mit ihren Abschlussarbeiten nicht weiterkamen, für neue Schreibstrategien und bestärkendes Feedback waren. Diese Vorträge waren ein Beginn für so Vieles!
zwischen dem 18. Februar und 4. April habe ich in meinem „Magic Idea“-Notizbuch 256 (!) Seiten (A5) geschrieben, gekritzelt und gemalt. Nun ist es voll. In sieben Wochen 256 Seiten Magic-Mindwriting, um mir klar zu werden, über ein paar große Fragen, die ich in mir wälze. Und nun nach 256 Seiten und einer Radfahrt in der österreichischen Wüste ist die Idee klar und mein Plan fortgeschritten. Es dreht sich um mein Buch und um das writers´studio. Die Frage ist, wie es weitergeht mit all dem. Und was meine eigene Antwort ist, auf die derzeitige Lage der Welt und meines Landes.
Vorige Woche bin ich für zwei Tage ins Burgenland gefahren, mit Schnellbahn, Rad und Minigepäck. Laptop, Magic Idea-Notizbuch und Füllfeder. Fuhr durch die weite, windige, wüstenartige Landschaft entlang des Neusiedlersees, gegen starken, kalten Wind, trotz Bewölkung und manchmal Nieselregen. „You are crazy“, dachte ich mir, die Fahrt zum Hotel dauerte drei Stunden statt eineinhalb. Anfangs blieb ich noch ein paar Mal stehen, wie geplant, und machte mir Notizen zum Buchkapitel, an dem ich gerade arbeite. Dann strampelte ich nur noch und murmelte Fragen vor mich hin über meine unbekannten Verwandten in Amerika, die ich im Archivmaterial ausgegraben habe. Im Hotel, in dem ich der einzige Gast war, fiel ich in tiefen Schlaf. Perfekt für MAGIG MINDWRITING. Sich selbst herausfordernde Fragen stellen, sich viel bewegen, gut und tief atmen, schreiben, wieder andere Fragen stellen, Weite erleben, tief schlafen, viel schreiben, begrenztes Alleinsein zur Fokussierung, schräge Fragen, freies Spiel der Antworten, Perspektivenwechsel, wieder gut schlafen, spaziergengehen, weiter schreiben im Magic Idea-Buch. Freien Gedankenflug, genau das brauchen wir.
im Januar bin ich zwei Mal grippal erkrankt und dazwischen habe ich mich um meinen ebenso erkankten Sohn gekümmert. Also alles mau! Alles fühlte sich diffus, energielos und vor allem ideenlos an. Ideenlos? Das ist das Schlimmste, finde ich. Nichts wie in die Wüste!
Ich hatte für eine Woche eine winzige Hütte in der „high desert“ in der Nähe des Joshua Tree National Parks gemietet. A homestead of ones own. Da gibt es kaum richtige Straßen, keine Straßenlaternen (wegen der Dark Sky Zone!) und die nächsten Nachbarn sind außer Sichtweite. Eine österreichische Freundin sagte: „Hast du da nicht Angst?“
Jeden Morgen gegen 5 Uhr, als es draußen noch völlig dunkel war, machte ich mir Tee, zündete wieder Kerzen an, legte wieder Musik auf und setzte mich zurück ins Bett zum
Mit doppeltem Anorak, mit Mütze & Kapuze gegen den sehr starken und kalten Wind, mit Sonnenbrille und zweifacher Kamera (Handy und Lomo-Analog) spazierte ich über die Sandwege, fotografierte andere winzige Wüstenhäuschen und die Yoshua-Trees, die aussehen wie Marsbewohnerinnen, die hallo sagen. Vor allem aber überlegte ich während des Gehens, wie und wo es in meinem
Wir freuen uns auf dich!