Ich liebe ChatGPT…,
Wir brauchen endlich eine schulische Schreibdidaktik, die erst gar nicht Texte und Schreibhaltungen verlangt, die Menschen durch Roboter ersetzbar machen!
Ein Essay von Judith Wolfsberger
Ich liebe ChatGPT. Denn es wird eine Revolution der Schreibdidaktik in den Gymnasien und Mittelschulen hervorbringen, endlich. Dies ist der point of no return. Die typischen Aufgabenstellungen laut Deutsch-Lehrplan können Roboter perfekt, ja viel besser als Schülerinnen und Schüler ausführen. Nicht die Kids müssen gemaßregelt werden, wenn sie zu dieser praktischen Lösung ihrer Hausübungen greifen, die Lehrpläne müssen schleunigst überarbeitet werden.
Wann, wenn nicht jetzt?
Ich habe mit meinem Sohn eine Deutsch-Hausübung mit ChatGPT versucht. Ein Gedicht zum Thema „Wann, wenn nicht jetzt“. Ich lachte mich schief, wie klischeehaft und fad das in kurzer Zeit ausgespuckte Werk der KI war. Dann machten wir uns gemeinsam daran, diesen faden Text zu verändern, ironisieren, ins Gegenteil zu drehen. In einem „Seriensprint“ zum Thema kam mein Sohn zu der glorreichen Formulierung: „Wann, wenn nicht jetzt schlafen. Ich versäume nichts.“ Ich fragte mich und ihn, ob er seiner Lehrerin sagen sollte, wie dieses Gedicht entstanden ist. Er winkte ab. Ich bin sicher, dass es Lehrerinnen und Lehrern auffällt, wenn Hausaufgaben plötzlich fehlerfrei, perfekt nach der Norm und klischeehaft bis zum Erbrechen sind. Das Lernziel, manisch normierte Textsorten perfekt abzuspulen, war immer schon fraglich und mühsam für alle Beteiligten. Jetzt endlich weg damit!
Sehnsucht
Seit meiner Schulzeit habe ich Sehnsucht nach einer anderen Schule, einer, in der Freiheit, Kreativität und Empowerment ganz oben stehen. Nun muss ich aus der Perspektive der Mutter erleben, dass sich das derzeitige österreichische Schulsystem kaum von dem der 1980er Jahre unterscheidet. Die Lehrpläne der Gymnasien sind jetzt sogar noch vollgepackter mit auswendig zu lernendem „Stoff“ als zu meiner Zeit. Schüler:innen wie Lehrer:innen leiden darunter. Wo bleibt die Revolution? Was Schreiben betrifft, gäbe es so viele Möglichkeiten. Wir im writers´ studio praktizieren seit zwanzig Jahren die ganz andere Schreibdidaktik des angloamerikanischen Raums und erleben, wie Erwachsene und Jugendliche durch freies Schreiben aufblühen, wachsen, sich sortieren, kreativ werden, selbstbewusst und ausdrucksstark.
Deutsch-Schularbeiten
Wenn ich meinem Sohn manchmal dabei helfe, sich für eine Deutsch-Schularbeit in der Oberstufe zu rüsten, bin ich schockiert über weiterlesen →
jetzt bin ich selbst überrascht: Ich sehe mich ja nicht so sehr als „Bloggerin“, aber diese „Blog-Briefe übers Schreiben“ (
Kerstin hat viele Jahre lang einen sehr coolen Reiseblog geführt. 2018 war sie Gewinnerin des Blogger’s Open World Awards für ihren Reiseblog „
Bevor Kerstin Bloggerin und Schreibtrainerin wurde, hat sie nicht nur unsere
ich kann alles schreiben, was ich will UND was ich muss…“, so lautet das Ziel, das Gundi Haigner sich für ihre Schüler*innen setzt. Das „und“ ist wichtig. Es gibt Pflichttexte, es gibt Texte, die brauch ich, um im Leben, Beruf voranzukommen UND gleichzeitig ist es so bereichernd, eigene Anliegen, Erfahrungen, Geschichten, Ideen auf vielfältige Weise aufs Papier bringen zu können. Als Jugendliche und als Erwachsene. Wie werden unsere Texte kraftvoll? Was tun wenn sie schlapp sind?
vorige Woche sagte Teilnehmerin E. im
wusstet ihr, dass es 88 verschiedene Frauenmuseen auf der Welt gibt? Wusstest du, dass die Ukraine ein ziemlich cooles, widerständiges und kreativ-improvisierendes Land war, lange bevor …? Hast du eine Ahnung davon, was 7 Minuten Freewriting in der Schule auslösen?
Die Studentin
selten hat mich ein Literatur-Nobelpreis so überrascht und befriedigt wie der dieses Jahres. Es ist ein Nobelpreis für das „Memoir“ – neuerdings im deutschsprachigen Raum mit dem cooleren Begriff „Autofiktion“ versehen. Kommen nun autobiographische Erzählungen endlich auch für die hiesige Literaturkritik aus der Schmuddelecke? Neuerdings schreiben ja auch angesehene Literat*innen, wie z.B. Monika Helfer „Autofiktion“. Vielleicht müssen Verlage bald auch so eindeutig autobiographische Werke wie „Die Welt von gestern“ (Stefan Zweig), „Der Liebhaber“ (Marguerite Duras), „Die Asche meiner Mutter“ (Frank McCourt) oder „Wann wird es endlich wieder wie es nie war“ (Joachim Mayerhoff) nicht mehr „Romane“ nennen? Vielleicht werden – wie seit Jahrzehnten im englischsprachigen Raum üblich und finanziell sehr einträglich – Buchhandlungen endlich eigene Abteilungen zu „Autofiktion“/„Memoir“ einrichten?
Zu hoffen ist, dass frau von nun an nicht mehr mitleidig belächelt wird, wenn sie sagt, sie schreibe ein „Memoir“, „eine autobiographische Geschichte“. Bisher wurden wir ja tendenziell abgewertet mit dem Blick à la „Die hat wohl Probleme, die Arme, die sie schreibend bewältigen muss.“ Ja, eh, wer nicht? Wie spannend und weltbewegend solche Bücher sein können! Für mich sind oben genannte Werke prägend gewesen, life changing, haben meine Sicht auf die Welt enorm erweitert. Es macht einfach einen Unterschied, ob ein Thema „rein fiktional“ dargestellt wird, oder ob ich als Leserin weiß, es sind reale Geschehnisse, die
20 goldene Kurz-Workshops gibt es am Fr, 23. und am Sa, 24. September kostenlos vor Ort in Wien und online per Zoom.
20 goldene Kurz-Workshops gibt es am Fr, 23. und am Sa, 24. September kostenlos vor Ort in Wien und online per Zoom.
kommt und feiert mit uns. Bringt Freund*innen, Kolleg*innen, Schreibinteressierte, Medienmacher*innen mit.
Danach Goldene Cake-Pops, Dance und Tratsch